Ökonomische Vereinbarung zwischen Jurij Vella und LUKoil

1996

Ökonomische Vereinbarung zwischen Jurij Vella und LUKoil

(kommentiert)

Zwischen dem AOOT “LUKoil-Kogalymneftegaz” in Person des Generaldirektors Nekrasov Vladimir Ivanovich auf der einen Seite und dem Familienoberhaupt Ajvaseda Jurij Kylevich, wohnhaft auf dem an das  Pochovsker Erdölfeld angrenzenden Territorium, wurde auf der Grundlage der “Verordnung über den Status des Stammeslandes im Khanty-Mansijsker Autonomen Gebiet” die vorliegende Vereinbarung über folgendes abgeschlossen:

 

Ökonomische Vereinbarung

Zwischen dem AOOT “LUKoil-Kogalymneftegaz” in Person des Generaldirektors Nekrasov Vladimir Ivanovich auf der einen Seite und dem Familienoberhaupt Ajvaseda Jurij Kylevich, wohnhaft auf dem an das  Pochovsker Erdölfeld angrenzenden Territorium, wurde auf der Grundlage der “Verordnung über den Status des Stammeslandes im Khanty-Mansijsker Autonomen Gebiet” die vorliegende Vereinbarung über folgendes abgeschlossen:

Die Familie Ajvaseda J.K. gibt ihre Zustimmung über die Zurverfügungstellung eines Landabschnittes für die Bohrplätze 131, 132, 133, KRS-2, KNS-8, ZDNG-5, 6,7 mit Kommunikationskorridoren und der Autostraße vom 65. -105. Kilometer, die auf dem Stammesland und angrenzendem Territorium liegen, wenn AOOT “LUKoil-Kogalymneftegaz” folgende Verpflichtungen erfüllt:

 

1. AOOT “LUKoil-Kogalymneftegaz” stimmt die Anordnung der Bauvorhaben auf dem Erdölfeld ab, sorgt für Bewahrung und Schutz des Stammeslandes vor Eindringen unbefugter Menschen und Hunde aus Richtung der Erdölförderplätze. Er sorgt für die Einhaltung des Verbotes von Jagd, Fischfang und dem Sammeln von Wildfrüchten auf dem Stammesland und angrenzenden Territorien.

[nicht erfüllt – Anm. J.K. Ajvaseda]

 

2. Bei einer Verlagerung der Ureinwohner im Zusammenhang mit der Aufgabe des Wohnplatzes, bezahlt der AOOT den Bau des Wohnhauses auf einem neuen Platz, den der Ureinwohner anweist und unterstützt ihn mit Baumaterialien.

[teilweise]

 

3. Im Fall eines durch Erdölarbeiter entstandenen Schadens an der Rentierherde, kommt der AOOT “LUKoil-Kogalymneftegaz” für den Schaden auf.

[nicht erfüllt]

 

4. Als teilweise Kompensation für die Nutzung des zur Verfügung gestellten Landstückes wird im Verlauf der Geltungsperiode der Abmachung, jährlich im ersten Quartal, jedem Mitglied der Familie der Ureinwohner mit vom Dorfsovjet ausgestellter Bescheinigung, eine Unterstützung in Höhe der Hälfte eines durchschnittlichen Monatsgehaltes eines Mitarbeiters der Erdölindustrie ausgezahlt.

[teilweise]

 

5. Jährlich (im ersten Halbjahr) werden der Familie 3 Tonnen Benzin und 150 kg Motoröl zugeteilt und angeliefert.

[nicht erfüllt]

 

6. Innerhalb einer Frist von 3 Jahren wird der Familie ein Motorschlitten “Buran” gekauft.

[nicht erfüllt]

 

7. Auf Wunsch können die Mitglieder der Familie Ausbildung und Arbeit im Unternehmen bekommen.

 

8. Für den Fall, daß der Ureinwohner seine Kinder und Enkel von einem Hauslehrer unterrichten lassen möchte, zahlt der AOOT “LUKoil-Kogalymneftegaz” einen Lohn in Höhe des mittleren Gehaltes eines ländlichen Lehrers durch die Abteilung der Volksbildung für die tatsächlich gearbeitete Zeit.

[nicht erfüllt]

 

9. Auf Bitte des Familienoberhauptes wird Transport gewährleistet und die Lieferung von Lebensmitteln und Jagdmunition sowie der Abtransport von angefertigten Produkten vom Ort der Herstellung zugesichert.

[nicht erfüllt]

 

10. Im Falle einer Verletzung der Punkte der Vereinbarung oder einer Änderung der Technologien, die der Umwelt einen Schaden bringen könnte, hat das Familienoberhaupt das Recht, die Arbeiten auf dem Stammesland bis zur Behebung der Unzulänglichkeiten und Erfüllung der vereinbarten Verpflichtungen zu untersagen.

 

11. Sollten es beide Seiten für notwendig halten, kann die vorliegende Vereinbarung überarbeitet werden und zusätzliche Verpflichtungen eingefügt werden.

 

12. Streitfälle über die Erfüllung des Vertrages werden vor Gericht entschieden.

 

13. Die Dauer der Wirksamkeit des Vertrages wird auf 10 Jahre festgelegt.

 

Generaldirektor

AOOT “LUKoil-Kogalymneftegaz”

V.I. Nekrasov

 

Familienoberhaupt

J.K. Ajvaseda

15.05.1996

 

Kommentar:

Dieser Vertrag baut auf einem Mustervertag auf, den Lukoil für die Entschädigung der Indigenen benutzt. Juri K. Ajvaseda überarbeitete ihn jedoch nach seinen eigenen Bedürfnissen. So verzichtete er beispielsweise auf die Zurverfügungstellung einer Neubauwohnung in der Stadt Kogalym gegen andere Zusagen. Aus den handschriftlichen Bemerkungen Aivasedas geht hervor, daß der Vertrag nur teilweise und willkürlich von Lukoil erfüllt worden ist.