Eingabe an den Staatsanwalt

herbst 2000

Eingabe

An den Staatsanwalt des Khanty Mansijsker Autonomen Bezirks

An den Staatsanwalt des Khanty Mansijsker Autonomen Bezirks

628012 Khanty-Mansijsk

ul. Chekhova 1a

 

von

Jurij Kylevich Ajvaseda,

Jelena Fjodorovna Ajvaseda

Tajna Jurjevna Karymova

Nadezhda Viktorovna Shpyrka

Irina Grigorjevna Pleshchiva

 

Eingabe

 

Wir, die Unterzeichnenden, leben ständig auf dem Wohnplatz am Tjujtjakha und gehören zu den zahlenmäßig kleinen Völkern, die im Khanty-Mansijsker Autonomen Gebiet leben. Unter den Unterzeichnenden sind Lehrer, die während des Schuljahres in der Schule auf dem Wohnplatz arbeiten.

Unsere traditionelle Beschäftigung ist die Rentierzucht. Der Wohnplatz befindet sich auf dem Gebiet des Surgutskij Rayon und ist 300 km von der Stadt Surgut und 120 km vom Dorf Varjogan entfernt, in welchem wir als Bewohner registriert sind. Auf dem Wohnplatz leben sieben noch nicht volljährige Kinder. Der einzige Weg, der die Bewohner unseres Wohnplatzes und der Wohnplätze unserer Nachbarn mit dem Dorf Varjogan verbindet, ist eine unbefestigte Landstraße, die entlang eines alten Rentierweges führt, den schon unsere Vorfahren benutzten. Nur auf diesem Weg können wir vollständig unsere Rechte als zahlenmäßig kleine Völker wahrnehmen, die uns durch die Verfassung der Russischen Föderation und dem föderalen Gesetz “Über die Garantie der Rechte der indigenen zahlenmäßig kleinen Völker der russischen Föderation” vom 30.04. 1999 Nr. 82-FZ garantiert sind, insbesondere das Recht auf kostenlose soziale Versorgung, das Recht auf kostenlose medizinische Hilfe sowie das Recht unserer Kinder auf kostenfreie Bildung, das durch die Verfassung der russischen Föderation garantiert wird, eingeschlossen das Recht auf Arbeit der Lehrer.

Faktisch ist diese Straße für uns eine Lebensader, weil wir uns über sie mit Lebensmitteln und allem zum Leben auf dem Wohnplatz Nötigen versorgen und nur über sie die Möglichkeit haben, Post zu erhalten. Im Verlauf der letzten drei Jahre wurden die Brücken auf diesem Weg wiederholt von uns bisher unbekannten Personen zerstört und abgebaut.

Am 14. September 2000 wurden wir Zeugen der neuesten Beschädigung der Brücke über den Fluß Khapleuta. Der Bewohner des Wohnplatzes J. Ajvaseda verhinderte die endgültige Zerstörung der Brücke, die von Mitarbeitern der OOO “Lukoil – Westsibirien” ohne Erlaubnis der Regierungsorgane des Surguter Bezirkes vorgenommen wurde. Durch aktives Eingreifen zur Ergreifung der Straftäter verhinderte Ajvaseda die weitere unerlaubte Zerstörung der Brücke auf dem überregionale Bedeutung besitzendem Weg, der nicht zum Gebiet der Lizensionsvereinbarung von “Lukoil-Westsibirien” gehört.

Über den Vorfall berichteten Korrespondenten des Kogalymer, Surguter und Khanty-Mansijsker Fernsehens. Aus dem Interview des Kogalymer Fernsehens mit Mitarbeitern der OOO “Lukoil-Westsibirien” ging hervor, daß die Zerstörung der Brücken auf dem Weg, der für uns von lebensnotwendiger Bedeutung ist, durch die obengenannte Gesellschaft verursacht wurde.

Auf diese Weise verletzt die Zerstörung der Wege unsere Rechte auf unentgeltlichen Besitz und Nutzung von Land und Wegen in den traditionellen Wohngebieten, die uns als zahlenmäßig kleineren indigenen Völkern zum Leben und zum Führen der traditionellen Wirtschaftsweise unerläßlich sind. Außerdem entstand uns durch die Zerstörung der Wege ein erheblicher Schaden, der sich im Einzelfall in der Notwendigkeit ausdrückte, mit eigenen Kräften und auf eigene Kosten provisorische Übergänge zu errichten. Zusätzlich wandten die örtlichen Regierungsorgane wiederholt Mittel für die Beseitigung der Folgen der Zerstörung der Brücken entlang dieses Weges auf.

Indem wir Ihre Aufmerksamkeit auf die gesetzesbrecherischen Handlungen der Arbeiter von OOO “Lukoil-Westsibirien” lenken, die sie öffentlich zugegeben haben, bitten wir Sie eindringlich, eine Überprüfung der von uns dargestellten Fakten vorzunehmen und als Staatsanwalt Maßnahmen zu ergreifen, um die weitere Verletzung unserer Rechte und die weitere Zerstörung der Wege zu unterbinden, die eine überregionale Bedeutung haben.

Die Maßnahmen, die entsprechend unserer Eingabe beschlossen wurden, bitten wir der Vertreterin unserer Gruppe, Nadezhda Viktorovna Shpyrka unter der Adresse: Raduzhny, mikr-n “Juzhny” ul. Dorozhnikov 18, kv.8. mitzuteilen.

 

Unterschriften