04.10.2000
Eingabe
an den Leiter der Innenverwaltung des Khanty-Mansijsker Autonomen Gebietes
Kopie an den Gouverneur A. V. Filipenko
An den Leiter der Innenverwaltung des Khanty-Mansijsker Autonomen Gebietes
S.A. Shmitkov
Vom Rentierzüchter Jurij Kylevich Ajvaseda, registriert im Nizhnevartovskij Rayon, tatsächlich wohnhaft auf dem Stammesland Nr.43 im Surgutskij Rayon.
Kopie an den Gouverneur A. V. Filipenko
Eingabe
Als meine Familie und ich früher durch den Sicherheitsdienst von LUKOIL terrorisiert wurden und ich darüber der russischen Präsidenten und den Gouverneur des Khanty-Mansijsker Autonomen Gebietes telegrafisch in Kenntnis setzte, so übernehmen das jetzt für mich die Mitarbeiter der Kogalymer Polizei, d.h. Ihre direkten Untergebenen.
So kamen am 29. September diesen Jahres drei Herren mit dem Hubschrauber zu meinem Haus in Varjogan, Nizhnevartovskij Rayon: ein Mitarbeiter von Lukoil, ein Zivilist, der sich als Spezialist für Drogen und einer der sich als Reviervorsteher der Kogalymer Polizei ausgab. Sie versuchten mich aus irgendeinem Grund zwangsweise nach Kogalym mitzunehmen. Zuerst wollten sie mich als Straftäter, dann merkwürdigerweise als Zeuge und verängstigten meine Kinder und Enkel.
Ich antwortete, daß ich auf jeden Fall zu den Ermittlungen erscheinen kann, aber nur in Anwesenheit meines Rechtsanwalts. Nachdem sie mich nicht in den Hubschrauber nehmen konnten händigten sie mir eine Vorladung angeblich vom Ermittler aus. Sie gingen mehrmals nach draußen um sich per Funktelefon mit dem Ermittler zu beraten. Nachdem sie weggegangen waren, fand ich in meiner Wohnung vier Zettel, die aneinandergeheftet waren.
1. Ein Steckbrief mit meinem Foto, daß ich als Straftäter gesucht werde.
2. und 3. Vorladungen (unausgefüllte Formulare)
4. ein Zettel mit den Ziffern 26762020.
Die ersten drei Nummern sind die Vorwahl von Kogalym. Ich überprüfte die Telefonnummer und landete bei Kogalymneftegaz. Heißt das, das sich diese Leute mit Lukoil und nicht mit ihrem Vorgesetzten verständigten?
Gestern forschte der Geheimdienst, angestiftet durch die Sicherheitsorgane von Kogalym nach estnischen Mädchen, die angeblich illegal bei mir wohnen würden. Bei mir arbeiten zur Zeit wirklich auf Einladung der Gebietsverwaltung zu kulturellen und sprachwissenschaftlichen Fragen eine Französin und ein Este, die in Varjogan und auf dem Wohnplatz bis zum 1. November registriert sind. So haben sich also die sogenannten Polizisten aus Kogalym ihre Dokumente angesehen.
Heute führte ich mit dem Ermittler Verhandlungen über den Ort und die Zeit eines Treffens zum Zwecke der Zeugenaussage in Anwesenheit meines Rechtsanwalts, als sich plötzlich ein anderer Mensch, der sich als Leiter der Ermittlungsabteilung ausgab, in das Gespräch einschaltetete und sagte, daß die Justizorgane trotzdem beabsichtigen mich zwangsweise und ohne meinen Rechtsanwalt nach Kogalym zu bringen. Dafür wird morgen ein Hubschrauber mit einer operativen Gruppe aus Kogalym zu mir geschickt werden.
Ich habe am Telefon im Prinzip alles, was ich dem Ermittler mitteilen wollte gesagt. In Anwesenheit meines Rechtsanwalts bin ich auch bereit, das schriftlich niederzulegen und zu unterschreiben. Außerdem gibt es noch andere Zeugen des Vorfalls, die eine Aussage machen möchten. Aber sie möchten sie nicht irgendwelchen zufälligen Leuten machen, die im Auftrag von LUKOIL handeln, sondern einem Richter und Ermittler, der an der Wahrheit interessiert ist.
Mein Rechtsanwalt ist bis zum 12. Oktober verhindert, nach dem 12. sind wir bereit uns mit dem Ermittler zu treffen.
Aber ich möchte, daß sich meine Familie bis dahin mehr oder weniger sicher fühlen kann. Ich fühle mich nicht als Verbrecher und durch die Verfassung Rußlands ist mir garantiert, daß man mich erst nach einer Gerichtsentscheidung als Verbrecher behandeln darf.
Ich habe mehrere Jahre einen Briefwechsel mit dem Gouverneur geführt, und trotzdem hat er mich dazu gezwungen, meine Rechte mit der Axt gegen einen Bagger zu verteidigen. Bringen sie mich nicht in die Lage, morgen zum Schutz meiner Rechte und der Rechte meiner Familie irgendwas gegen einen Hubschrauber von LUKOIL zu unternehmen.
04.Oktober .2000
Unterschrift
P.S. Die Zeugenvorladung, die ich in der Hand halte, ist nicht vom Ermittler unterzeichnet, enthält kein Absendedatum und kein Datum der Zustellung und ist mit einem Paketstempelbeglaubigt. Mein Rechtsanwalt und ich bezweifeln die Rechtsgültigkeit eines solchen Papiers. Ich bitte Sie mitzuteilen, ob so Vorladungen ausgeschrieben werden.
Unterschrift